Grundsätze

Äußerlichkeiten dienen dem Geist


Es geht um Sakralität. Deren Ziel ist es, den Menschen (Priestern wie Mitfeiernden) zu helfen, sich der Banalität des Alltäglichen zu entheben und sich der unsichtbaren Welt zuzuwenden.


Im Sakralen werden Zufall und Beliebigkeit, Banales und Alltägliches zurückgedrängt und Objektivität, Klarheit und Schönheit betont. Seele und Leib, äußere Zeichen und innere Haltung beeinflussen sich gegenseitig. Da der Mensch es in der Meßfeier mit dem Allerheiligsten zu tun bekommt, wird er, wenn es ihm erst bewußt geworden ist, bemüht sein, sich dementsprechend zu verhalten. Ein Beispiel aus dem profanen Leben macht das deutlich: Wer mit Pullover und verwaschener Jeans zu einer Hochzeit kommt, signalisiert damit dem Brautpaar, daß es ihm nicht der Mühe wert war, sich festlich zu kleiden. Um wieviel mehr ist es angemessen, sich für die „Hochzeit des Lammes“ zu bereiten und zu schmücken!


Die liturgischen Kleidungsstücke werden „Paramente“ („Geistbereiter“) genannt. Diese Bezeichnung könnte man auch für Aufbau, Ordnung und Schmuck des Kirchenraumes sowie Haltung, Bewegung und Gestik des Priesters anwenden, denn auch sie können den Geist zur Gottesbegegnung bereiten. Wenn alles gesammelt, geordnet, klar, ruhig und auf die Begegnung mit dem allerheiligsten Herrn hin ausgerichtet ist, hilft das dem Priester und den Gläubigen – ganz schlicht gesagt – beim Beten. Der Schmuck, die Gesten, liturgische Sorgfalt und Kultur sind Teil unseres Lobopfers an den Herrn. Auch für diese lange für unwichtig gehaltenen „Äußerlichkeiten“ gilt: „Unser Lobpreis kann deine Größe nicht mehren, doch uns bringt er Segen und Heil.“ (Präfation für die Wochentage IV)


Die folgenden Hinweise wollen zu einem würdigen und heilbringenden Gotteslob einen Beitrag leisten. Sie mögen mitunter etwas kleinschrittig oder minutiös sein. Das dient dem Üben. Bei der Feier selbst werden die Hinweise, wenn die Abläufe in Fleisch und Blut übergegangen und selbstverständlich geworden sind, nicht stören, sondern im oben genannten Sinne zu einer innerlich und äußerlich gesammelten, sicheren und würdigen Eucharistiefeier führen.



Innere Haltung


Vor dem Schritt aus der Sakristeitür sollte man sich fragen: „Wohin gehst Du?“ Ich gehe als Priester der Kirche an den Altar Gottes, um mit der Gemeinde dem Herrn zu begegnen. Wer in erster Linie zur Gemeinde geht, wer sich vor allem von der Frage beherrschen läßt, was er der Gemeinde vermitteln will und wie, der wirkt penetrant und lenkt vom Wesentlichen ab. Alles muß auf die (eigene) Begegnung mit Christus gerichtet sein, dann werden die Gläubigen gerne zu- und einstimmen.


Hans Urs von Balthasar regt auch zur Reflexion der inneren Haltung und der Zeichensprache der Priester an, wenn er schreibt: 


Daß ein Priester gelingt, ist immer ein Wunder der Gnade. Öfter geschieht es, daß die Kirchen unter dem Mißlingen zu leiden haben. Zu viele sind es, die von Katheder oder Kanzel aus Licht zu sein sich einbilden: man muß sie meiden. Sie reden über Gott, aber meinen sich, Gott erscheint nicht. Ob sie ihn für tot oder lebendig erklären, zuviel oder zuwenig über ihn zu wissen behaupten, ist beinah gleichgültig.

Es gibt die anderen, die Methoden ersinnen, um die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zu lenken, sie haben Sprachprobleme, sie meinen, wenn die Leute sie plötzlich in ihrer weltlichen Sprache von Gott reden hörten, würden sie wieder hinhorchen und etwas verstehen; ein manipuliertes Pfingstwunder sozusagen. Aus den eigenen Reihen werden sie angestaunt, von jenen aber, die sie gewinnen möchten, verachtet. Zu sagen haben sie ihnen nichts.

Und es gibt die Überläufer, die in die Lebensform Jesu Christi gerufen gewesen waren, aber Angst bekamen, bei den Menschen nicht mehr anzukommen, Kurzschluß machten und die Liebe zu Gott in der Liebe zum Nächsten untergehen ließen. So haben sie nichts mehr zu künden und besitzen keinen Auftrag, von den Menschen etwas anderes zu fordern, als was schon in deren Selbstverständnis beschlossen liegt. Sie lösen sich auf in der Anonymität des Humanum.

Und endlich die Verängstigten, die, je mehr die ererbten Formen stürzen, sich desto enger an die restlichen klammern. Sie wissen zwar, daß der Geist sich in geschichtlichen Formen inkarniert, aber haben die Freiheit nicht, ihn wehen zu lassen, wo er will, und verwechseln ihn mit den Formen. Mit ihren Antithesen setzen sie die sie überholenden Thesen ins Recht.

Das Wunder, nach dem man Ausschau hält, wäre wohl nichts anderes als Heiligkeit: eines Menschen, der sich in Gott so ungewichtig geworden ist, daß für ihn nur noch Gott zählt. Wer er ist, geht ihn nichts mehr an. Darum ist er so gewöhnlich und so nahrhaft wie ein Brotlaib, von dem jeder sich ein Stück abbrechen kann. Die Art, wie er sich verteilt, geht über in die Art, wie Gottes Wort sich in Brot und Wein verteilt. Ein solcher weiß auch, wie man Gottes Wort bricht und auslegt.“


(Zit. in Leo Scheffczyk, Das Amt in der Kirche. Friedliche Erwägungen zu einem umstrittenen Thema (=Antwort des Glaubens 43), hg. Vom Informationszentrum Berufe der Kirche, 1986, dort ohne Quellenangabe.)


Der heilige Benedikt fordert in seiner Mönchsregel, daß beim Stundengebet Lippen und Herz übereinstimmen sollen. Wir sind gewohnt, das, was wir meinen, so zum Ausdruck zu bringen, wie wir es für richtig halten. Der Liturge und die Gläubigen stehen vor der umgekehrten Aufgabe: Das, was sie tun und sagen sollen, liegt schon fest; sie sollen Willen und Herz davon prägen lassen, so daß sie tatsächlich das tun wollen, was die Kirche zu tun vorgibt. Sie sollen es so tun und tun wollen, wie die Kirche es zu tun pflegt. Das setzt die Demut und das Vertrauen voraus: Man muß sich von der Liturgie der Kirche formen lassen wollen.


Es geht also in der Liturgie darum, das, was man tut und sagt, auch so zu meinen. Dazu soll man mit dem Herzen immer bei dem sein, was man gerade tut und sagt, und nicht schon beim nächsten oder bei anderem. Wenn man z.B. eine Kniebeuge macht, soll man den Herrn auch mit dem Herzen ehren. Wenn man betet, bete man wirklich. Die Gläubigen spüren sofort, ob der Priester „authentisch“ ist – hier hat das Wort einen guten Sinn. Man vollziehe alles ruhig und gesammelt, ernsthaft und mit Sorgfalt, nicht hektisch, nicht lässig oder jovial.


Schließlich: Man achte darauf, daß man gerne und mit Freude zelebriert. Nichts ist so verderblich, als wenn der Priester mit Langeweile oder Lustlosigkeit am Altar steht.



Hände

  • Grundhaltung: gefaltet. Das bedeutet klassisch: Die Finger werden gerade und aneinanderliegend ausgestreckt. Finger und Handflächen der beiden Hände liegen aneinander (ohne Druck), die Daumen liegen gekreuzt darüber; der rechte über dem linken. Alternativ verschränkt man die Finger ineinander. Die gefalteten Hände werden vor der Brust in Höhe des Herzens gehalten, die Finger zeigen etwa 45° nach oben. Ober- wie Unterarme liegen locker am Körper an. Verschränkt man die Finger ineinander, bleiben die Handflächen locker aneinander gelegt und die Hände etwas nach oben gerichtet. 
  • Einladung zum Gebet/Gruß: Aus der Grundhaltung heraus werden die Hände mit den Unterarmen zu den Gläubigen hin etwas weiter als schulterbreit auseinandergenommen und ein wenig erhoben. Die Handgelenke befinden sich auf Schulterhöhe, die Handflächen öffnen sich leicht zu den Gläubigen hin. Die Oberarme liegen weiterhin seitlich am Brustkorb an. Dann werden die Hände wieder gefaltet.
  • Orante: Die Hände werden vor der Brust etwas weiter als schulterbreit so gehalten, daß die Handflächen zueinander zeigen. Die Finger liegen aneinander und weisen nach oben. Die Daumen werden entweder angelegt (neuzeitlich) oder abgespreizt (antik und mittelalterlich). Die Handgelenke sind auf Schulterhöhe. Die Oberarme liegen am Körper an. Nach dem Gebet (bei der Konklusion) nimmt man die Hände wieder zusammen. Wenn man die Orantehaltung aus irgendeinem Grund unterbrechen muß (z.B. weil man vergessen hat, das Einmerkband in den Buchbund zu legen, so daß es nun den Präfationstext verdeckt), faltet man weder die Hände, noch hält man die andere Hand oben, sondern man senkt beide direkt aus der Orantehaltung hinab, die eine dorthin, wo man sie braucht, die andere legt man flach auf den Altar neben beziehungsweise auf das Korporale oder, wenn man nicht am Altar steht, an die Brust. Danach erhebt man sie direkt wieder zur Orantehaltung, ohne sie vorher zu falten. 
  • Hantieren: Beim Eingießen von Wein und Wasser, beim Auswischen des Kelches und ähnlichen Tätigkeiten bleiben die Oberarme möglichst am Körper angelegt und der Oberkörper ruhig und gerade.
  • Im Sitzen ruhen die Hände nebeneinanderliegend auf dem Schoß.
  • Spricht man zu den Gläubigen (Predigt, Publicandum) sind die Hände nicht gefaltet, da man ja nicht betet, sondern ineinander- oder ans Pult gelegt, wenn man nicht gestikuliert.
  • Am Altar stehend, sind die Hände zum Gebet ausgebreitet oder gefaltet. Betet man nicht (z.B. am Ende der Gabenbereitung, wenn der Gesang noch andauert), legt man die Hände flach auf den Altar, und zwar neben das Korporale. Nur zwischen Wandlung und Purifikation legt man sie auf das Korporale, da man ja das Allerheiligste berührt hat und Partikel davon an den Fingern haften.
  • Zum Segnen (mit der Rechten) liegen die Finger (auch der Daumen – ausgenommen nach der Wandlung bis zur Purifikation, wenn man Daumen und Zeigefinger nach der Wandlung geschlossen hält) gerade aneinander. Die Handkante zeigt zu dem/den zu Segnenden. Die linke Hand liegt entweder auf der Brust oder, wenn man den Altar vor sich hat, flach auf diesem. Man beschreibt beim großen Kreuzzeichen (Schlußsegen) mit der Rechten ein Kreuzzeichen von der Stirn bis zum unteren Ende des Brustbeins und von Schulter zu Schulter, sonst in der Regel in den Ausmaßen des zu segnenden oder bezeichnenden Gegenstandes oder kleiner. Am Ende wird die rechte Hand grundsätzlich nicht in die Mitte zurückgeführt. Man vermeide es, beim Kreuzzeichen den rechten Ellenbogen abzuspreizen, zu weit „auszuholen“ oder es nachlässig oder zu klein zu machen. (Alles Weitere zum Kreuzzeichen am jeweiligen Ort.)
  • Zur Kniebeuge an den Altarstufen bleiben die Hände gefaltet, zur Kniebeuge am Altar legt man die Hände bis zum Handgelenk auf die Mensa.
  • Zur Verneigung (auch zur tiefen) bleiben die Hände vor der Brust gefaltet. Am Altar stehend legt man die Hände bei der tiefen Verneigung in der Regel an die Mensa an, die Ringfinger darauf, die kleinen Finger stoßen von vorne dagegen.

Füße

  • Beim Stehen sind die Füße nahe beieinander (die Hacken nicht ganz geschlossen), die Fußspitzen weisen leicht nach außen. Man stehe immer fest auf beiden Füßen.
  • Beim Sitzen bleiben beide Füße auf dem Boden. Der Rücken ist dabei gerade. Die Beine werden in der Kirche niemals übereinander geschlagen, auch nicht außerhalb der Liturgie.
  • Beim Gehen achte man auf einen gemessenen Gang („Schreiten“): Man mache die Schritte nicht zu groß, gehe nicht lässig, auch nicht steif, sondern gesammelt und ruhig. Im Normalfall gleichen wir beim Gehen das Gleichgewicht durch das Schwingen der Hände aus. Das ist mit gefalteten Händen nicht möglich, sodaß die Gefahr besteht, daß man hin- und herwackelt. Dies ist durch einen ruhigen und langsamen Gang zu vermeiden.

Augen


Der Blick ist normalerweise gesenkt, d.h. auf einen Punkt einige Meter vor sich auf den Boden gerichtet. Beim Beten blickt man ins Buch, andernfalls auf das Kreuz oder den Altar und nach der Wandlung auf die konsekrierte Hostie, niemals aber zu den Gläubigen. Besonders sei auf die Gefahr hingewiesen, bei den auswendig gebeteten Texten wie den Konklusionen der Amtsgebete, dem Vaterunser usw. zu den Gläubigen aufzuschauen. Dies würde nonverbal signalisieren: „Ich bete jetzt nicht mehr.“


Beim Gruß der Gläubigen („Der Herr sei mit euch“) und beim Predigen schaue man zur Gemeinde.


Bei den Lesungen blickt man nicht zu den Gläubigen. Gelegentliches Aufschauen nach Art der Nachrichtensprecher im Fernsehen würde signalisieren, daß der Sprecher hier etwas Eigenes verkündet. Er ist aber zunächst und vor allem selbst Hörer. Er sollte daher aufmerksam und meditierend lesen und dabei den Blick auf das Buch gerichtet halten.



Bewegungen 


Man vollzieht die Bewegungen immer entschlossen, ruhig und ganz, nicht lässig, eilig oder flüchtig, auch nicht theatralisch übertrieben. Man ruht dabei in sich, ist innerlich auf das zu Tuende ausgerichtet und faßt alles als Teil der Liturgie, als körperliches Gebet auf. 

  • Das Gehen in der Liturgie ist immer ein Schreiten: Der Schritt ist gemessen in Länge und Tempo. Die Hände sind dabei gefaltet, der Blick gesenkt. Man gehe möglichst gerade Linien, die sich an den Gegebenheiten des Kirchenraumes ausrichten (z.B. Längs- und Querachsen). Kurven nehme man relativ eng, aber nicht „eckig“. Geht man von der Seite (Priestersitz) auf den Altar oder das Ambo zu, so achte man darauf, daß das letzte Wegstück in gerader Linie auf dessen Mitte zuläuft. Quert man die Mittelachse, so gebührt dem Altar eine Reverenz. Man vermeide sowohl „Lässigkeit“ als auch mechanisch-militärische „Zackigkeit“. Vielmehr bewege man sich gesammelt und entschlossen, ruhig und schön, aber nicht geziert. Niemals geht man seitlich oder rückwärts, sondern dreht sich immer zuerst in die gewünschte Richtung und geht dann vorwärts, und sei es auch nur für einen Schritt. (Ausnahme: Ein Schritt rückwärts ist erlaubt.)
  • Bei Prozessionen (einschließlich Einzug und Auszug) geht der Hauptzelebrant immer alleine hinten in der Mitte, auch wenn es eine ungerade Zahl von Konzelebranten gibt. Bei nur einem Konzelebranten geht dieser in der Mitte vor dem Hauptzelebranten. Konzelebranten gehen zu zweit nebeneinander. Bei ungerader Zahl geht der letzte alleine hinten. Wenn genügend Platz ist, gehen die drei letzten Konzelebranten nebeneinander. In Kurven muß der innere langsamer gehen, so daß die Schultern in einer Linie bleiben. Segensprozessionen (Sakraments-, Reliquien- oder Lichterprozessionen) in der Kirche nehmen den Weg des scherzhaft so genannten Prozessionsbrezels: Vom Altar aus geht man den Mittelgang hinunter, wendet sich nach rechts, geht den Seitengang hinauf und vorne am Altar vorbei den anderen Seitengang hinunter, um schließlich wieder durch den Mittelgang am Altar anzukommen. Der Weihrauch geht bei der Prozession immer vor dem höchsten Christuszeichen, also dem Kreuz, der Osterkerze oder dem Allerheiligsten, sonst vorne.
  • Der Altar wird so umschritten, daß man ihn zu seiner Linken hat, damit das Herz zu ihm hin weist. Dementsprechend wendet man sich immer nach rechts vom Altar ab und nach links zum Altar hin, so daß das Herz möglichst lange zum Herrn hin gewendet ist (so auch beim Tabernakel).
  • Über Stufen geht man normalerweise mittig im rechten Winkel zur Stufenlinie – und dies über die ganze Länge der Stufenanlage. Kurven beginnt man also erst, wenn man die Stufen vollständig hinauf- oder hinuntergegangen ist.
  • Bei den Reverenzen, d.h. Ehrfurchtsbezeugungen wie Verneigungen und Kniebeugen, achte man darauf, daß man sie wirklich von Herzen vollzieht. Besonders hier erzeugen Flüchtigkeit und Halbherzigkeit eine fatale Wirkung.
    Man unterscheidet folgende Reverenzen: 
    • a) Die leichte (Kopf-) Verneigung, bei der das Haupt gesenkt wird und die Schultern leicht mitgehen, gilt (höher gestellten) Personen (z.B. Meßdiener gegenüber dem Priester) oder auch dem Gegenüber beim Friedenskuß (Genaueres hierzu im Meßablauf). Die Hände bleiben vor der Brust gefaltet.
    • b) Die mitteltiefe (Brust-) Verneigung, bei der der Brustkorb und das Haupt geneigt werden, gilt dem Herrn und den Heiligen. Die Hände bleiben vor der Brust gefaltet.
    • c) Die tiefe (Rumpf-) Verneigung, bei der der ganze Oberkörper mit dem Haupt etwa so tief gesenkt wird, daß man mit ausgestreckten Armen die Knie berühren könnte (dabei bleiben die Hände jedoch vor der Brust gefaltet), erfolgt beim Vorbereitungsgebet zum Evangelium, beim Gebet „In spiritu humilitatis“/„Herr wir kommen zu dir“ der Gabenbereitung, beim Gebet „Supplices te rogamus“/„Wir bitten dich, allmächtiger Gott“ des Ersten Meßkanons und vor der Kommunion, also immer an der Schwelle zu einem Höhepunkt der liturgischen Begegnung mit dem Herrn. Sie gilt außerdem analog zur Kniebeuge dem Herrn beim Be- treten und Verlassen einer Kirche/eines Chorraumes ohne Tabernakel, wobei auch in diesem Falle zu Beginn und am Ende der Messe eine Kniebeuge zum Altar statthaft ist.

Die Allgemeine Einführung in das Römische Meßbuch [AEM, institutio generalis, Nr. 234] unterscheidet nur noch zwei Verneigungen:

a) Kopfverneigung: beim Namen der Dreifaltigkeit, beim Namen Jesu, Mariens und des Heiligen, zu dessen Gedächtnis die Messe gefeiert wird. 

b) Körperverneigung oder tiefe Verneigung: bei der Begrüßung des Altars, außer es befindet sich auf ihm der Tabernakel mit dem Sakrament, zu den Gebeten „Heiliger Gott, reinige“ und „Herr, wir kommen zu dir“, im Glaubensbekenntnis zu den Worten „hat Fleisch angenommen“ bzw. „empfangen durch den Heiligen Geist“, im Römischen Kanon zu den Worten „Wir bitten dich“. Der Diakon macht diese Verneigung, wenn er für die Verkündigung des Evangeliums den Segen erbittet. Der Priester verneigt sich ein wenig, wenn er bei der Konsekration die Worte des Herrn spricht. 

  • Zur Kniebeuge geht man, Oberkörper und Haupt aufrecht und die Hände gefaltet haltend, mit dem rechten Knie neben der linken Hacke langsam auf den Boden. Rechter Oberschenkel und Rumpf bleiben in einer senkrechten Linie. Man verharrt nicht auf dem Boden, sondern erhebt sich gleich wieder (außer eventuell nach der Wandlung). Die Ehrfurcht wird durch die würdige Bewegung ausgedrückt. Man achte darauf, daß man vor der Kniebeuge steht und nicht etwa aus dem Gehen heraus genuflektiert. Entsprechend stehen nach der Kniebeuge erst beide Füße nebeneinander, bevor man weitergeht.
  • Die doppelte Kniebeuge mit Verneigung macht man vor dem ausgesetzten Allerheiligsten. Dazu macht man zunächst die einfache Kniebeuge, kniet dann mit dem linken Knie nieder und macht eine Brustverneigung. Auch hier bleiben Oberschenkel und Oberkörper bis zur Verneigung in einer Linie aufrecht. Vor dem Aufstehen richte man den Oberkörper voll- ständig auf. Der amtierende Priester (Zelebrant/Offiziant) und assistierende Diakon machen in der Liturgie (etwa anläßlich des sakramentalen Segens) nur eine einfache Kniebeuge. Die Meßdiener, die z.B. nach dem Hochgebet den Weihrauch in die Sakristei bringen, machen aber vor dem Verlassen der Kirche und nachdem sie wieder hereingekommen sind, üblicherweise eine doppelte Kniebeuge. Die doppelte Kniebeuge mit Verneigung ist eine verkürzte Art der Prostratio.
  • Die volle Prostratio, also das Sich-Niederwerfen vor dem Altar, kommt in der lateinischen Liturgie am Karfreitag und bei Weihen vor. Dazu kniet man zunächst nieder (erst mit dem rechten, dann mit dem linken Knie), beugt sich vornüber und läßt sich mit den ausgestreckten Armen voraus nach vorne sinken. Die übereinander gelegten Hände kommen unter die Stirn, die Füße liegen mit den Zehen nach hinten ausgestreckt eng nebeneinander. Das Aufstehen erfolgt – wenn es auch weniger elegant vollzogen werden kann – wie bei der doppelten Kniebeuge.


Sprechrichtung


Es ist hilfreich, die jeweils sich vollziehende Kommunikation zu bedenken (Vgl. Allgemeine Einführung ins Meßbuch (AEM) Nr. 18: „Die Vortragsweise der Texte des Priesters, der anderen Mitwirkenden und der Gemeinde soll der Eigenart des jeweiligen Textes entsprechen, je nachdem ob es sich um Lesungen, Gebete, erklärende Hinweise, Akklamationen oder Gesänge handelt.“), näherhin die Frage, mit wem man gerade spricht: mit Gott oder den Gläubigen. Denn es gilt, um des glaubwürdigen Zelebrierens willen zwischen Hören, Gebet und Verkündigung zu unterscheiden. Danach richten sich die Stellung der Augen und der Hände.

  • Beim Beten richtet man sich zum Altar. Das ist vor allem für Tagesgebet und Fürbitten wichtig, da der Priester bei den anderen Gebeten ohnehin am Altar steht. Man vermeide es beispielsweise bei einer Kyrielitanei, die Anrufungen mit gesenktem Blick, das eigentliche Kyrie eleison aber mit Blick zu den Gläubigen zu sprechen. Eine Ausnahme bilden die Segensgebete, die über Personen oder Gegenstände zu sprechen sind.
  • Die Lesungen werden zum Volk hin gesprochen. Man bedenke dabei aber, daß sie nicht „Eigentum“ des Priesters oder Lektors sind. Auch sie sind und bleiben zuerst und vor allem „Hörer des Wortes“. Daher bleiben die Augen beim Vortrag von Lesungen und Evangelium meditierend auf das Buch gerichtet und werden nicht immer wieder zu den „Zuhörern“ erhoben. In der christlichen Tradition war die Verkündigungsrichtung nicht am Volk orientiert: Wie die Anordnung der Ambonen in den römischen Kirchen S. Clemente, S. Lorenzo S. Sabina und S. Maria in Cosmedin heute noch zeigen, herrschte schon in der Antike der bis heute in der gregorianischen Meßordnung geübte Brauch, die Lesungen (Prophetien und Epistel) zum Altar (=auf Christus hin) zu singen, das Evangelium aber nach Norden (=zu den Heiden).
  • Beim Predigen und allem, was man als Priester zu den Gläubigen sagt (Gruß, Aufforderung zum Friedensgruß, Publicandum), blickt man möglichst zu ihnen hin.


Bücher 


Das „Rollenbuch“ des Priesters ist das Meßbuch, das der Gläubigen das Gebet- (oder in diesem Zusammenhang korrekt: „Gesang-“) Buch. Es ist „stilistisch“ besser, wenn der Priester das Gebetbuch gar nicht benutzt, da es nicht sein „Rollenbuch“ ist. Das wirft allerdings in der Praxis das Problem auf, daß die Meßdiener dann oft nicht mitsingen, da sie die Gebetbücher nach seinem „Vorbild“ nicht aufschlagen, die Gesänge aber nicht auswendig können. Man wird also abwägen müssen. Ein Hinweis an die Meßdiener in der Sakristei, das Gebetbuch zu benutzen, kann schon helfen.


Das Meßbuch (mit oder ohne Pult) befindet sich auf der Kredenz oder einem andern Ort, von wo aus es dem Priester zum Tagesgebet gebracht wird, oder mittig und gerade auf dem Altar, wenn er das Tages- gebet dort verrichtet. Wenn sich das Korporale von Anfang an auf dem Altar befindet, liegt das Missale schräg links daneben oder gerade oberhalb, keinesfalls aber darauf – allenfalls auf dem oberen linken Quadrat, wenn nötig. Die Einmerkbändchen liegen an den benötigten Stellen schräg über den Seitenrand, die nicht benötigten Bänder liegen gerade am Bund. Die erste benötigte Seite (in der Regel das Tagesgebet bzw. der Introitus) ist aufgeschlagen, das Einmerkbändchen liegt schräg über der Gegenseite.


Das Gebetbuch, wenn der Priester es denn benutzt, liegt am Priestersitz. Es wird nicht von ihm hinein- getragen. Auch Lektor und Meßdiener sollen beim Einzug keine Bücher hineintragen. Das Gebetbuch wie alles andere, was nicht zur Feier des eucharistischen Opfers im engeren Sinne gehört, soll nicht auf dem Altar liegen. (Einzige Ausnahme: Der Priester muß die Gesänge selbst anstimmen und ist bei Sanctus und Agnus Dei unsicher.)


Weitere „Literatur“ und Ringbücher gehören nicht in die Liturgie und sind nur in äußersten Ausnahmefällen zu verwenden (fremdsprachige Priester). Das, was man ggf. in der Einleitung sagen will, spreche man frei, alles andere steht im Meßbuch. Ein kleines Blatt mit dem Text der Fürbitten und dem Liedplan kann man nötigenfalls ins Gebetbuch legen.


Überhaupt wage man den Mut zur Demut! – Mut zum Wortlaut des Meßbuches! Was ist gewonnen, wenn man an dieser oder jener Stelle etwas einfügt, wegläßt oder ändert? Man bedenke, daß die Gläubigen auch bei anderen Priestern die Messe besuchen. Ein Diakon hatte sich angewöhnt zu sagen: „Das ist ein Geheimnis unseres Glaubens.“ Wozu setzt er die Gläubigen mitten im Hochgebet der Frage aus, welche anderen Glaubensgeheimnisse es noch gibt und warum der Diakon hier den Text geändert hat? Wozu „Wir stehen vor Gott im Namen des Vaters ...“ (was ja auch eine nur schwer zu begreifende Aussage im Grenzbereich zwischen Tautologie und Gedankenlosigkeit ist), wozu die „Männer und Frauen“, die zum Dienst in der Kirche bestellt seien, obwohl an dieser Stelle die Priester- und Diakonenkandidaten („universo clero“ heißt es im lateinischen Original) gemeint sind? Warum „So laßt uns beten“, warum „(Und) so segne euch ...“? – Es geht darum, sich von der Liturgie prägen zu lassen, nicht umgekehrt. Im Übrigen sind auch nur kleine Änderungen im Text klerikalistisch: Das Volk, das sich an den Wortlaut halten muß, ist solcher Willkür, so gut sie gemeint sein mag, wehrlos ausgeliefert.



Kelch


Vor der Bereitung des Kelches überprüfe man, ob er sauber ist. Man stellt ihn so vor sich auf den Sakristeitisch, daß das Kreuz im Fuß nach vorne weist. Dann legt man das Kelchtuch in voller Länge (d. h. der Länge nach auseinandergefaltet mit dem Bügelknick in der Mitte) über die Kuppa und drückt es hinein. Falls ein Löffelchen verwendet wird, legt man es auf das Kelchtuch in die Kuppa. Man sorge dafür, daß das Kelchtuch auf beiden Seiten gleichweit herabhängt. Dann nimmt man die große Hostie, streift deren Rand mit Daumen und Zeigefinger ab, um Partikel zu entfernen, legt sie dann auf die saubere Patene. Das Kreuz der Patene befindet sich hinten. Nun legt man die Patene mit der Hostie so auf den Kelch, daß dessen Kreuz nach vorne, das der Patene aber nach hinten weist. Auf die Patene legt man mittig und rechtwinklig die Palla. Falls keine Burse vorhanden ist, legt man das Korporale (s.u.) darauf. Nun breitet man das Kelchvelum darüber. Zelebriert man mit dem Volk gemeinsam in eine Richtung und hat das Velum eine durch ein Kreuz oder ein anderes Bild markierte Vorderseite, lege man es mit dieser nach vorne (zu sich) über den Kelch. Wird gegen das Volk zelebriert, kommt die Vorderseite nach hinten. Nun legt man die Burse mit dem Korporale (s. u.) mit der Öffnung nach hinten (Zel. mit dem Volk) bzw. nach vorne (Zel. gegen das Volk) auf den Kelch.



Korporale


Das Tuch mit neun Feldern, auf das zur Gabenbereitung Brot und Wein gestellt werden, dient der Aufnahme des Leibes (Corpus) Christi und der sich davon lösenden Partikel. Es soll darum nichts anderes darauf liegen.


Es ist so zu bügeln, daß zunächst das untere Drittel über die Mitte geklappt wird, dann das obere, darauf das rechte und schließlich das linke.


Entweder wird das Korporale schon vor der Messe auf den Altar gelegt, oder es liegt auf dem Kelch. Dazu kann man die Burse verwenden. Man schiebt das Korporale von rechts so in die Burse, daß seine offene Seite ebenfalls nach rechts zeigt. Die Burse legt man mit der Öffnung nach hinten auf den mit dem Velum bedeckten Kelch. Ohne Burse legt man das Korporale mit der offenen Seite nach rechts auf die Palla, die den Kelch bedeckt, darauf das Kelchvelum.


Das Korporale wird ggf. nach rechts aus der Palla gezogen und liegt dann, wenn es richtig gefaltet und hineingelegt wurde, schon richtig auf dem Altar: Man schlägt es erst nach links, dann nach rechts, dann nach oben und schließlich nach unten auf und läßt unten einige Zentimeter Platz bis zur Altarkante. Auf dem unteren Feld liegt hinterher die Hostie (Hostienschale), auf dem mittleren Feld – oder nötigenfalls weiter oben – steht der Kelch.


Das Zusammenfalten nach der Purifikation verläuft entsprechend umgekehrt: unten – oben – rechts – links. So liegt das untere Feld, auf dem sich evtl. Partikel des Allerheiligsten befinden, zuinnerst.


Man hebt das Korporale nur zusammengefaltet vom Altar, ein Ausschütteln oder Glattstreichen verbietet sich natürlich wegen der Partikel des Allerheiligsten, die sich darauf befinden.


Das Korporale soll keinesfalls nach der Messe (oder sogar ständig) auf dem Altar liegen, da es so leicht verschmutzt und die darauf sich befindenden Partikel des Allerheiligsten nicht ehrfürchtig behandelt würden.


Um mit den Partikeln des Allerheiligsten ehrfurchtsvoll umzugehen, empfiehlt es sich, das Korporale vor der Wäsche in Wasser zu legen, damit sich die Krumen auflösen und so die Realpräsenz des Herrn mit der Brotsubstanz erlischt. Ebenso verfährt man mit dem Kelchtuch. Das Wasser gießt man in das Sakrarium oder in die Erde. 


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